Am 26. April 1986 ereignete sich im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine die bisher größte nukleare Katastrophe der Menschheitsgeschichte. Die unmittelbare Umgebung wurde so stark radioaktiv verseucht, dass die gemessenen Strahlenwerte die durchschnittliche jährliche natürliche Strahlendosis um das bis zu 3.000fache überstiegen¹. Die Atomkatastrophe verseuchte auf lange Frist die Umwelt in der Umgebung des Kraftwerks und verursachte insbesondere bei stark betroffenen Kindern teils schwerwiegende gesundheitliche Schäden¹. Enorm sind auch die finanziellen Langzeitfolgen: Seit der Katastrophe wendet die Ukraine jährlich 5–7% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf, um das zerstörte Kraftwerk und die Umgebung zu sichern und zu dekontaminieren sowie um Betroffene zu entschädigen¹.
Psychische Langzeitfolgen
Eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt nun auf, dass die tatsächlichen Folgekosten der Katastrophe weit darüber hinausgehen: Das Reaktorunglück von Tschernobyl verursachte über nunmehr drei Jahrzehnte hinweg für weite Teile der ukrainischen Bevölkerung eine verringerte Lebenszufriedenheit und eine schlechtere mentale Gesundheit¹. Erstaunlicherweise trifft dies auch auf die breite Masse der Bevölkerung zu, die lediglich von niedrigen Strahlenwerten betroffen waren, die in der Medizin als gesundheitlich unbedenklich gelten¹. Ursächlich für die negativen psychischen Langzeitfolgen sind daher höchstwahrscheinlich nicht die erhöhten Strahlenwerte, sondern die Verunsicherung und Ängste über zukünftige Erkrankungen, die sich auch in pessimistischeren Einschätzungen der Lebenserwartung widerspiegeln¹.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Werden diese psychischen Effekte in finanzielle Gegenwerte umgerechnet, beläuft sich der aggregierte jährliche Wohlfahrtsverlust der faktisch nicht direkt betroffenen ukrainischen Bevölkerung auf 2–6% des BIP¹. Hinzu kommt, dass sich ein Teil der betroffenen Erwerbsbevölkerung stärker auf staatliche Unterstützung verlässt und finanzielle Geldleistungen in Höhe von 0,5–0,6% des Bruttoinlandsprodukts bezieht¹. Diese Ergebnisse weisen auf hohe zusätzliche externe Kosten der Katastrophe hin, die in bisherigen Betrachtungen unberücksichtigt blieben¹.
Die Katastrophe von Tschernobyl hatte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der betroffenen Menschen, sondern auch langfristige psychische Folgen für weite Teile der ukrainischen Bevölkerung. Die Verunsicherung und Ängste über zukünftige Erkrankungen führten zu einer verringerten Lebenszufriedenheit und einer schlechteren mentalen Gesundheit. Diese psychischen Effekte haben auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, da sie zu einem jährlichen Wohlfahrtsverlust und einer erhöhten Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung führen. Es ist wichtig, diese zusätzlichen externen Kosten bei der Bewertung der Folgen der Katastrophe zu berücksichtigen.
Quellen:
(1) Analyse: Die psychischen Langzeitfolgen der Nuklearkatastrophe von ….
https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine-analysen/227103/analyse-die-psychischen-langzeitfolgen-der-nuklearkatastrophe-von-tschernobyl/.
(2) Auswirkungen der Katastrophe von Tschernobyl auf Deutschland.
https://www.bpb.de/themen/umwelt/tschernobyl/225086/auswirkungen-der-katastrophe-von-tschernobyl-auf-deutschland/.
(3) Gesundheitliche Folgen des Unfalls von Tschernobyl in der ehemaligen ….
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/notfall/tschernobyl/gesundheitsfolgen-sowjetunion.html.